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Das Schweizer Netzwerk: Digitale Souveränität als Grundpfeiler für Demokratie und Resilienz

Wie sichern wir unsere Demokratie und Informationsfreiheit im digitalen Zeitalter? Das Schweizer Netzwerk bietet eine zukunftssichere Antwort: Eine unabhängige, gemeinwohlorientierte Infrastruktur, die unsere digitale
Kommunikation, Faktenprüfung und Wissensvermittlung auch dann gewährleistet, wenn internationale Plattformen versagen oder Manipulationen Tür und Tor geöffnet sind. Entdecken Sie, warum digitale Souveränität für die Schweiz wichtiger ist denn je – und wie das Schweizer Netzwerk den Weg dahin ebnet.

Dieser Text ist im Rahmen des Reatch Ideenwettbewerbs 2025 entstanden.
Reatch feiert in diesem Jahr 10-jähriges Jubiläum, ein perfekter Anlass, um zu fragen: Wie soll unsere Gesellschaft in 10 Jahren aussehen? 2035 gilt als Zieljahr für viele ambitionierte globale Projekte – doch wo wollen wir als Schweiz in 10 Jahren sein? Und wie kommen wir dorthin? Eine Auswahl der spannendsten Ideen veröffentlichen wir hier auf dem Reatch-Blog.

Warum brauchen wir ein eigenes, unabhängiges Netzwerk?

Ob soziale Medien, Newsportale oder Online-Diskussionen; unsere digitale Kommunikation findet heute fast vollständig auf globalen Plattformen statt, die ausserhalb der demokratischen Kontrolle der Schweiz liegen. Diese Abhängigkeit macht uns anfällig: Technische Störungen, politische Konflikte oder wirtschaftliche Interessen Dritter können dazu führen, dass wichtige Kanäle plötzlich eingeschränkt oder blockiert werden. In einer zunehmend vernetzten und von Krisen geprägten Welt wird digitale Souveränität deshalb zum entscheidenden Faktor: Nur wer unabhängig, resilient und gut informiert ist, kann als Gesellschaft handlungsfähig bleiben, seine Demokratie schützen und den Zugang zu Wissen auch in Ausnahmesituationen sichern. Genau hier setzt das Schweizer Netzwerk an. Als Ergänzung zu bestehenden sozialen Medien schafft es eine vertrauenswürdige, gemeinwohlorientierte und zukunftssichere Infrastruktur für die Schweiz.

Unsere Vision: Ein Schweizer Netzwerk für alle

Das Schweizer Netzwerk ist ein gemeinnütziges Infrastrukturprojekt, das die digitale Eigenständigkeit der Schweiz stärken soll. Es versteht sich nicht als Ersatz, sondern als krisenfeste Ergänzung zu bestehenden globalen Plattformen und Infrastruktur und sorgt dafür, dass unser Land auch in Ausnahmesituationen unabhängig, informiert und handlungsfähig bleibt. Ziel ist,langfristig eine vertrauenswürdige parallele digitale Infrastruktur zu schaffen, die demokratisch kontrolliert und am Gemeinwohl ausgerichtet ist.

Es vereint drei zentrale Bausteine:

1. Ein resilientes Daten-Backbone

Vergleichbar mit einem Reserveschienennetz für Daten verbindet ein doppelter Glasfaserring alle Kantone. Fällt ein Knoten aus, wird der Datenverkehr automatisch umgeleitet. Ergänzt wird das Netz durch Richtfunkbrücken (das sind Hochgeschwindigkeitsverbindungen, die Daten per Funk über große Distanzen übertragen, etwa wenn Kabelverbindungen gestört sind) über die Alpen und ein eigenes Satelliten-Gateway – für Krisenfälle, in denen internationale Leitungen nicht mehr funktionieren.Damit bleibt die digitale Kommunikation auch bei Störungen, Naturkatastrophen oder politischen Konflikten in der Schweiz gewährleistet – und das völlig unabhängig von ausländischen Anbietern.

2. Eine föderierte, werbefreie Onlineplattform

Jede Gemeinde und jeder Kanton kann eine eigene Plattform-Instanz innerhalb des Schweizer Netzwerks betreiben. Diese sind untereinander kompatibel. Zugänge erfolgen z.B. über die E-ID oder SwissID, die eine sichere, staatlich geprüfte menschliche Identität garantiert und Bot-Armeen, KI-Agenten sowie anonyme Trolle ausschließt. Die Plattform ist komplett werbefrei, der Betrieb wird durch einen kleinen, demokratisch beschlossenen Beitrag (z. B. 1 CHF pro Jahr) finanziert. Die Inhalte werden chronologisch und transparent angezeigt – kein Algorithmus, sondern die Nutzer:innen selbst entscheiden, was für sie „relevant“ ist.So entsteht ein vertrauenswürdiger digitaler Raum für Bürger:innen, Wissenschaft und Politik, in dem Manipulationen, gezielte Desinformation und unkontrollierte Bots kaum Chancen haben. So eine Plattform könnte wie eine Mischung aus (LinkedIn) Profil, (Wikipedia) Archiv und (Reddit) Forum designet sein, und weitere Funktionen (z.B. zum Abstimmen) könnten modular hinzugefügt werden.

3. Ein offenes Wissens- und Faktenarchiv

Nach Open-Access-Prinzipien werden Gesetze, Studien und Anleitungen versioniert gespeichert. Änderungen sind jederzeit nachvollziehbar, ähnlich einem öffentlichen Logbuch. Ein eigens trainiertes KI Sprachmodell beantwortet Bürger:innenfragen leicht verständlich und verweist direkt auf die Quellen.Das Netzwerk fördert einen transparenten, nachprüfbaren Zugang zu gesichertem Wissen und stärkt damit die demokratische Meinungsbildungsowie den Wissenstransfer für alle. Gleichzeitig bildet es einen Gegenpol zu „alternativen Fakten“, „Fake News“ und ungeprüften rein KI-generierten Inhalten.

Bildung und Wissensvermittlung für alle

Das Schweizer Netzwerk ist mehr als Infrastruktur. Es wird zum Motor für Bildung und wissenschaftliche Aufklärung in der ganzen Bevölkerung. Ein offen zugängliches Faktenarchiv, kuratiert durch Experten ihrer jeweiligen Gebiete und auf dem neusten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung, Historischem Wissen, Zeitgeschehen und Verwaltung. Erklärungen durch KI in Alltagssprache. Direkte Bürger:innenfragen an Expert:innen und KI. Diese Möglichkeiten fördern lebenslanges Lernen und eine informierte Gesellschaft. So wird Wissen nicht nur gesammelt, sondern auch aktiv und verständlich vermittelt – ein entscheidender Beitrag für die demokratische Teilhabe im 21. Jahrhundert.

Governance & Finanzierung: Offen, demokratisch, transparent

Der Stiftungsrat setzt sich aus Forschenden, Vertreter:innen der Zivilgesellschaft und Politiker:innen verschiedener Parteien zusammen – alle mitzeitlicher Begrenzung und Offenlegung ihrer Interessenbindungen. Die Finanzierung startet mit einem symbolischen Franken pro Einwohner:in und Jahr (eingezogen z. B. über eine Serafe-artige Struktur). Nach der Aufbauphase entscheidet die Gemeinschaft selbst über die künftige Finanzierung.

Technik, Sicherheit und Alltag

Daten werden in verschlüsselten Fragmenten auf verschiedenen Geräten verteilt. Ein Stromausfall ist durch lokale Mini-Rechenzentren mit Solar, Batterien und Wasserstoffpuffer abgesichert. Das Netzwerk unterscheidet streng zwischen privaten, geteilten und öffentlichen Daten – und gibt den Nutzer:innen volle Kontrolle über ihre Informationen.

Im Alltag bedeutet das:

  • Bürger:innen können verlässlich Fakten prüfen, Expert:innen direkt Fragen stellen und auf Gemeinde- oder Bundesebene an digitalen Vernehmlassungen teilnehmen.
  • Interaktive Karten zeigen aktuelle Umwelt- und Krisendaten in Echtzeit.
  • Jede Änderung, jedes Protokoll bleibt transparent nachvollziehbar.

Impact: Warum das zählt

Das Schweizer Netzwerk soll keine Konkurrenz zu bestehenden sozialen Mediensein, sondern eine unabhängige Ergänzung. Es soll die Resilienz der Schweiz gegenüber politischen und technischen Risiken stärken, eine informierte Demokratie fördern und den Zugang zu Wissen sichern; auch in Krisenzeiten. So bliebe die Schweiz handlungsfähig und eigenständig im digitalen Zeitalter.

Das Schweizer Netzwerk – Weil die neue Aufklärung ein Zuhause braucht

Autor*innen

Markus kam für seine Doktorarbeit in Molekularbiologie nach Zürich, in der er an Resistenzgenen in Weizen forschte. Zum Thema Grüne Gentechnik organisiert er noch heute Aufklärungsveranstaltungen, entdeckte in der Zwischenzeit eine zweite Leidenschaft und arbeitete sich tief in verschiedene Themen der Künstlichen Intelligenz ein. Dies ermöglichte ihm früh zu erkennen, welche Konsequenzen die vermehrte Präsenz von KI auf die Gesellschaft haben könnte und er begann über Massnahmen nachzudenken, mit denen die KI Transformation sanfter erfolgen könnte. Aus einer dieser Massnahmen entstand die Idee zum Schweizer Netzwerk, eine andere resultierte in der Gründung von Markus Wagner AI, sein Startup mit dem Markus Brücken zwischen Menschen und KI errichten will.

Die Beiträge auf dem Reatch-Blog geben die persönliche Meinung der Autor*innen wieder und entsprechen nicht zwingend derjenigen von Reatch oder seiner Mitglieder.

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