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Source-Engine: Ein Zeitstrahl gegen Fake-News und Verschwörungstheorien

Nadine Felber hat die Lösung gegen Fake-News und Verschwörungstheorien: eine Source Engine. Diese soll Online-Inhalte auf ihre Quelle prüfen und deren Verbreitung aufzeigen. Und damit die Kompetenz der Konsumenten stärken. Sie können besser entscheiden, wie vertrauenswürdig der Inhalt ist und damit verhindern, dass sich Fake-News ausbreiten.

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Unter dem Motto "Mit den Wissenschaften Krisen meistern, bevor sie entstehen" rief Reatch auf zum grossen Ideenwettbewerb 2020. Über 30 kreative Ideen sind zusammengekommen. Fünf davon haben wir fürs Finale am 24. Oktober ausgewählt. Vier der fünf Finalist*innen stellen ihre Ideen auf dem Reatch-Blog vor.

Mit ihrer Idee der Source Engine gewann Nadine Felber den Reatch Ideenwettbewerb 2020. 

Noch scheint es in der Schweiz ein Randphänomen zu sein, doch immer mehr Menschen verlieren sich in Verschwörungstheorien oder verbreiten Fake-News. Damit untergraben sie nicht nur ihr eigenes, sondern das allgemeine Vertrauen in Politik, Wissenschaft und Medien. Wir bewegen uns bevorzugt auf Social Media, und die persönliche «News-Diät» wird immer einseitiger. Darum können wir alle Opfer von Falschinformationen werden: Sehen wir eine Schlagzeile auf Facebook oder reddit, die zwar unglaubwürdig klingt, aber uns trotzdem neugierig macht, werden wir von Algorithmen, die uns ständig ähnliche Inhalte zeigen wollen, rasch in den trügerischen Kaninchenbau hineingezogen. Die Digitalisierung gibt jedem eine Stimme. Doch gerade jetzt, in Zeiten wie Corona, kann dies auch missbraucht werden. Fake-News und Verschwörungstheorien breiten sich aus wie Lauffeuer. Sie zu löschen oder zu zensieren, verstösst gegen die Presse- und Redefreiheit.

Um diese Erosion von Vertrauen, Verantwortung und Glaubwürdigkeit zu stoppen, schlage ich eine Source-Engine - statt Search-Engine - vor, die Online-Inhalte auf ihre Quellen überprüft und einen Zeitstrahl ihrer Verbreitung generiert. Wo und von wem wurde die Story zuerst geteilt? Stammt sie von einem anonymen Blog oder einem bekannten Newsportal? Stehen ausgewiesene Institutionen oder Personen hinter den Aussagen, oder redet bloss jemand, der sich nicht einmal identifiziert, in eine Handykamera? Die Source-Engine braucht nichts weiter zu tun, als die älteste Version des gesuchten Artikels oder Posts zu finden, und damit seine Quelle zu identifizieren. Presse- und Redefreiheit werden gewahrt, die Transparenz in den digitalen Medien wird erhöht. Der Empfänger einer Information kann selbst entscheiden, ob er der Quelle vertrauen möchte, die die Source-Engine identifiziert hat. Und der Sender der Information wird zur Verantwortung gezogen, weil er als ihr Ursprung identifiziert wurde.

Telekommunikationsingenieur*innen und Informatiker*innen, welche die Source-Engine kreieren, müssen sich zusammentun mit Medienexpert*innen und Journalist*innen, die sich mit dem Quellenthema auskennen. Eine juristische Expertise hilft, den legalen Rahmen des Programms abzustecken, denn Privatsphäre und Datenschutz bleiben selbstverständlich wichtig. Auch müssten Psycholog*innen und Sozialwissenschaftler*innen herausfinden, wie die Source-Engine verwendet werden soll. Als freiwillige Suchmaschine wie Google? Als automatisierte Chrome-Extension, die Artikel mit «Quelle erkannt» oder «anonyme Quelle vermutet» versieht?

Die Source-Engine zensiert und wertet nicht. Sie zeigt lediglich auf, wer für das Auftauchen einer Information verantwortlich ist, und ob diese Person mit ihrer Identität zu der Information steht, die sie verbreitet. Wenn nicht, bleibt sie selbstverständlich anonym. Sie muss dann aber damit rechnen, dass ihr weniger Glaubwürdigkeit zugesprochen wird, weil sie beispielsweise über Covid-19 spricht, ohne über medizinische Expertise zu verfügen.

Die Source-Engine ist dadurch in der Lage, den Umgang der Bevölkerung mit Fake-News und Verschwörungstheorien zu revolutionieren. Nicht nur schafft sie Transparenz, was Quelle und Verbreitung einer Information anbelangt, sondern sie gibt jedem einzelnen die Verantwortung zurück, selbst zu entscheiden, was er oder sie glaubt und was er oder sie in der (sozialen) Medienwelt verkündet und teilt. Dadurch können wir Fake-News und Verschwörungstheorien bekämpfen, ohne unser höchstes Gut, die Meinungsfreiheit, antasten zu müssen.

Autor*innen

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Co-Leitung Basel

Nadine Felber macht momentan einen PhD in Biomedical Ethics an der Uni Basel. Sie hat einen Bachelor-Abschluss in International Relations von der Uni Genf und einen Master in Political, Legal and Economic Philosophy von der Uni Bern.

Die Beiträge auf dem Reatch-Blog geben die persönliche Meinung der Autor*innen wieder und entsprechen nicht zwingend derjenigen von Reatch oder seiner Mitglieder.

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