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Vernehmlassungsantwort von Reatch zur BFI-Botschaft 25-28

Ohne nachhaltige Investitionen in Forschung, Bildung und Innovation (BFI) droht die Schweiz den Anschluss zu verlieren. Aus diesem Grund sollte der Bundesrat auf versteckte Sparübungen im BFI-Bereich verzichten.

Reatch begrüsst das vom Bundesrat gesetzte Ziel, dass die Schweiz ihre führende Stellung im Bereich Bildung, Forschung und Innovation behalten soll.

Als unabhängige Ideenschmiede für kritische Wissenschaftler*innen und Wissenschaftsbegeisterte in der Schweiz fördert Reatch eine wissenschaftsfreundliche Kultur, in der Wissenschaft, Gesellschaft und Politik am gleichen Strang ziehen. So sollen die besten Lösungen für die Herausforderungen von heute und morgen entstehen.

Reales Wachstum von mindestens 2.5% im BFI-Bereich

Wir sind der Ansicht, dass ein starker BFI-Bereich unerlässlich für das Wohlergehen des Landes ist. Langfristig gesicherte Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation sorgen nicht nur dafür, dass die Schweiz eine der führenden Wissenschaftsnationen bleibt, sondern unterstützen auch die wirtschaftliche Entwicklung. 

Aus diesem Grund erachten wir das in der BFI-Botschaft 25-28 vorgeschlagene jährliche Mittelwachstum von 2% nominal bzw. 1% real für zu gering, um mit den grösser werdenden Herausforderungen im BFI-Bereich Schritt zu halten: In Zeiten erhöhter Teuerung, steigender Studierendenzahlen, akutem Fachkräftemangel sowie dem Ausschluss aus dem Forschungsrahmenprogramm der EU (Horizon Europe) braucht es gerade im BFI-Bereich verstärkte Anstrengungen, damit die Schweiz den Anschluss an den internationalen Wettbewerb nicht verliert. 

Hinzu kommen disruptive technologische Entwicklungen, beispielsweise im Bereich der künstlichen Intelligenz, der biotechnologischen Forschung oder der Energiespeicherung, bei denen die Schweiz den Anschluss zu verlieren droht, wenn sie Einsparungen im BFI-Bereich tätigen muss. Nur dank solcher innovativer Produkte erschaffen sich KMUs und grössere Unternehmen Wettbewerbs- und Marktvorteile. Dies bedarf mehr Forschung und Entwicklung. Hinzu kommt, dass staatliche BFI-Ausgaben auch direkte wirtschaftliche Wertschöpfung generieren, sodass sich die Frage stellt, ob sich die Schweiz das Sparen bei Forschung, Bildung und Innovation wirtschaftlich überhaupt leisten kann. Vor dem Hintergrund der staatlichen Milliardensubventionen in Europa, den USA und weiteren Ländern für die Förderung von grünen Innovationen und ausgesuchten Industrien, scheint der Schweizer BFI-Führungsanspruch ohne entsprechende finanzielle Investitionen optimistisch und der Ausblick für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes pessimistisch.

Um das Ziel eines führenden Wissensplatzes zu erreichen, ist eine weitsichtige Finanzierungspolitik erforderlich, einschliesslich einer Anhebung des finanziellen Rahmens. Das aktuell angestrebte Mittelwachstum bleibt hinter den Bedürfnissen der BFI-Institutionen zurück und würde generell zu einer Stagnation bei Bildung, Forschung und Innovation führen. Aus diesem Grund plädiert Reatch für ein Wachstum von real mindestens 2,5%, um eine erfolgreiche Entwicklung des BFI-Bereichs in der Periode 2025-2028 trotz der genannten Herausforderungen bewerkstelligen zu können.

Einbindung von Zivilgesellschaft bei Wissenschaftskommunikation und Wissenschaftsdialog

Der Bundesrat hält in der BFI Botschaft 25-28 die zentrale Bedeutung der Wissenschaftskommunikation und des Dialogs mit Gesellschaft und Politik fest. Als gemeinnützige Organisation, die seit bald 10 Jahren den verantwortungsvollen Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik fördert, begrüsst Reatch das vom Bundesrat gesetzte Ziel, Forschende dazu zu ermutigen, ihr Wissen mit der breiten Öffentlichkeit, den Medien und den Behörden zu teilen.

Damit dieses Ziel jedoch erreicht werden kann, sollten insbesondere Initiativen gefördert werden, welche unter Einbezug von zivilgesellschaftlichen Akteuren einen Dialog auf Augenhöhe fördern. In Zusammenarbeit mit den bestehenden BFI-Institutionen können zivilgesellschaftliche Organisationen im Bereich der Wissenschaftskommunikation und der Wissenschaftsvermittlung einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dass wissenschaftliche Informationen in den gesellschaftspolitischen Diskurs einfliessen und im Dienst der Gesellschaft genutzt werden. Die grossen gesellschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre, wie die COVID-19 Pandemie, haben gezeigt, dass die Einbindung der Wissenschaft und der Gesellschaft in einen erfolgreichen politischen Diskurs zentral ist.

Insbesondere regt Reatch an:

  • zusätzliche Ressourcen zu schaffen für innovative, zivilgesellschaftliche und mediale Ansätze im Bereich Wissenschaftskommunikation;
  • die Zusammenarbeit der BFI-Institutionen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren im Bereich des Wissenschaftsdialogs zu stärken und damit den kulturellen Wandel in der Wissenschaft durch einen offenen Zugang zur Forschung zu ermöglichen (Stichwort Open Science);
  • die Ausbildung von Forschenden im Bereich der Wissenschaftskommunikation und der wissenschaftlichen Politikberatung zu fördern.

Gerade weil erfolgreiche Wissenschaftsvermittlung auf Kompetenzen und Erfahrungen beruht, die ausserhalb der wissenschaftlichen Tätigkeit gewonnen werden, ist eine Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren ein grosser Gewinn und sollte im Rahmen der BFI-Botschaft 25-28 stärker gefördert werden.

Autor*innen

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