Zehn führende Schweizer Think Tanks und Foresight-Organisationen legen 20 Ideen zum Handeln vor.
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Temperaturentwicklung in der Schweiz. Kühlere Jahre sind blau, wärmere rot dargestellt. Im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990. Quelle: MeteoSchweiz, 2022
Randomisiert-kontrollierte Gesetzgebung
Wie es funktioniert
Die Klimakrise ist komplex: Vorschläge für Massnahmen gibt es viele – wie wirksam und praxistauglich sie sind, ist aber oft umstritten. Randomisiert-kontrollierte Gesetzgebung schafft Klarheit durch systematisches Erheben von Daten zu deren Effektivität. Statt ein Gesetz national identisch und permanent einzuführen, werden Varianten zufällig und temporär auf Stadtteile, Gemeinden, Bezirke oder Kantone aufgeteilt und nach einer vordefinierten Zeit wissenschaftlich ausgewertet und verglichen.
Weshalb es richtig ist
Je dringlicher die Klimakrise, desto umfassender sollte das nächste Gesetz wirken. Doch dadurch erhöht sich die Gefahr von negativen Nebeneffekten, was zu mehr politischer Vorsicht führt. Je zurückhaltender die Politik jedoch entscheidet, umso mehr Zeit verstreicht und die Krise wird dringlicher denn je – ein Teufelskreis. Randomisiert-kontrollierte Gesetzgebung ermöglicht es, Risiken zu minimieren und mehr Sicherheit zu gewinnen, ohne wertvolle Zeit zu verlieren. Trotz der globalen Auswirkungen findet die Umsetzung jeder Klima-Massnahme lokal statt. Mit kontrollierten Tests lassen sich Mechanismen zur kleinräumigen Absatzsteigerung von Vegi-Menüs bis zum supranationalen Emissionshandels in ihrer Effektivität vergleichen.
Wer ist gefragt
Die Politik steckt dazu den Kooperationsrahmen ab. Die Umsetzung unterliegt lokaler demokratischer Kontrolle und erfolgt durch die Behörden, in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Fachgremien. Dank Föderalismus und starken Forschungsinstitutionen bringt die Schweiz die optimalen Voraussetzungen mit, um die bereits heute bisweilen massiven kantonalen Unterschiede in der Klimaförderung systematisch zu nutzen.
Dekarbonisierung der Luftfahrt
Wie es funktioniert
Fliegen ist schlecht fürs Klima – doch es wird erwartet, dass die Anzahl Flüge in den nächsten Jahrzehnten das Vor-Corona-Niveau übersteigen wird. Über den ökologischen Fussabdruck des Flugverkehrs entscheidet insbesondere der Treibstoff. Die Schweiz sollte Fluggesellschaften deshalb verpflichten, synthetischen Solar-Treibstoff beizumischen.
Weshalb es richtig ist
In den letzten Jahren war die Debatte um eine Dekarbonisierung der Luftfahrt von der Idee eines CO2-Preises geprägt. Kerosin zu besteuern hilft jedoch wenig, um Direkt-Investitionen in nachhaltige Treibstoffe zu fördern. Der CO2-Preis müsste exorbitant hoch sein,um die Nachfrage zu verschieben. Die stufenweise Beimischung von synthetischem Treibstoff hingegen verringert Investitionsrisiken und schafft Klarheit. Ein ähnlicher Förderansatz war schon bei der Photovoltaik höchst erfolgreich. Frühe staatliche Förderung half, den Bedarf zu steigern, wodurch die Preise durch Massenproduktion und Prozessverbesserungen exponentiell abnahmen.
Wer ist gefragt
Für die Schweiz stellt die Dekarbonisierung der Luftfahrt eine Chance dar. Wir halten Patente von wichtigen Innovationen, etwa um aus Sonnenlicht und Luft flüssige Treibstoffe herzustellen. Gefragt ist jetzt die nationale Politik: Um den Flugverkehr zu dekarbonisieren, braucht es eine technologiespezifische Quote für synthetische Treibstoffe. Hier sollte die Schweiz mit den Legislaturvorschlägen der Europäischen Union mindestens mitziehen oder ambitioniertere Ziele setzen. Jetzt ist der Zeitpunkt, um von Pilotprojekten auf industrielle Anlagen zu skalieren.
Der vorliegende Beitrag gibt die persönliche Meinung der Autor*innen wieder und entspricht nicht zwingend derjenigen von Reatch oder seiner Mitglieder.
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