BGE - Mit der Freiheit zündeln

Technischer Fortschritt bedeutet, dass Menschen vorhandene Arbeit mit weniger Ressourcen erledigen können und mehr für Anderes übrig bleibt. Gibt es in einer hochtechnisierten Gesellschaft dann noch Arbeit für alle? Die Initiative «Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE)» sagt: Arbeit ja, aber nicht auf dem Arbeitsmarkt. Wir sind dieser Behauptung auf den Grund gegangen.

18.05.2016

Universität Zürich

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Am Event ‘Mit der Freiheit zündeln - Podiumsdiskussion zum Bedingunglosen Grundeinkommen’ lieferten sich Enno Schmidt vom BGE-Initiativkomitee und Henrique Schneider vom Schweizergewerbeverband vor ca. 50 Besuchern einen spannenden Schlagabtausch. Gleich zu Beginn stellten die Redner klar, dass es der Initiative um das Normative geht: Ob wir das BGE als Gesellschaft wollen oder nicht. In einem zweiten Schritt erst müssten weitere Volksabstimmungen über konkrete Umsetzungvorschläge erfolgen. Dementsprechend drehte sich die Debatte vor allem um die Frage, ob das BGE ein Gewinn oder ein Verlust an Freiheit bedeuten würde.

Der leidenschaftlich vortragende Schmidt sah den heutigen Menschen in einer gefährlichen Abhängigkeit vom Wirtschaftssystem. Dieses System reduziere ihn auf seine ökonomische Funktion und nehme ihm damit die Würde; er sei nicht mehr Selbstzweck. Wenn ein Teil des Einkommens durch den Staat garantiert wäre, hätte der Mensch die Freiheit, sich dem Wirtschaftssystem zu entziehen.Schmidt stellte klar, dass der dadurch gewonnene Freiraum an sich noch keine gesellschaftlichen Probleme löse, aber den Menschen die Möglichkeit eröffne diese Probleme anzugehen.

Schneider, der seine Ansichten pointiert und humorvoll darlegte, bewertet hingegen die Abhängigkeit von einem staatlichen Einkommen als Autonomie- und Würdeverlust. Die Menschen wären gezwungen, von einer Institution einen grossen Anteil ihres Einkommens zu beziehen und hätten keine Möglichkeit für einen ‘opt-out'. Zudem zwänge das BGE sie in die Verantwortung einer Solidargemeinschaft, die mehr als das humanistische Minimum möchte: Nämlich Freiraum für Selbstentfaltung. Selbstentfaltung sei aber kein universell geteilter Wert und darum rechtfertige er nicht den Eingriff in die Freiheit der Bürger.

Der fundamentale Unterschied beider Positionen betrifft die Bewertung der menschlichen Abhängigkeit: Schmidt möchte die Abhängigkeit vom ‘Wirtschaftssystem’ durch ein staatliches Einkommen reduzieren, während Schneider keine Abhängigkeit von einzelnen Institutionen, insbesondere staatlichen, hinnehmen will.

Mitwirkende

Es sprachen:

Enno Schmidt, BGE-Initiant

Henrique Schneider, Schweizerischer Gewerbeverband