Tierversuche - Dürfen wir mit Tieren forschen?

Unter welchen Umständen sind Tierversuche vertretbar und wie kann eine Balance zwischen menschlichem Forschungsdrang und tierischer Leidminderung erreicht werden? Eine informative und spannende Diskussion mit der Tierärztin und Philosophin Karin Blumer und dem Philosophieprofessor Markus Wild.

25.02.2016

Universität Basel

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Wer sich an jenem frühlingshaften Donnerstagabend an der Universität Basel zur Diskussion über die Zulässigkeit von Tierversuchen einfand, der wurde Zeuge einer intensiven und bisweilen hitzig geführten Diskussion über die Zulässigkeit von Tierversuchen in der biomedizinischen Forschung. Unter der Moderation von Reatch-Präsident Servan Grüninger kreuzten die Philosophin und Tiermedizinerin Karin Blumer sowie der Philosophieprofessor Markus Wild die rhetorischen Klingen.

Das Publikum kam in den Genuss einer Vielzahl unterschiedlicher Argumente von den Prinzipien der Güterabwägung über die biomedizinische Zuverlässigkeit des Tiermodells hin zu grundlegenden wissenschaftlichen, politischen und ethischen Fragen innerhalb der Tierversuchsdebatte.

Während Markus Wild das von Tierversuchen produzierte Leid kritisierte und deshalb für grundlegende Tierrechte und ein Tierversuchsmoratorium plädierte, rückte Karin Blumer die Notwendigkeit von Tierversuchen für die biologische Forschung und Medizin in den Vordergrund und sprach sich für eine praxisorientierte Güterabwägung aus, welche neben Tierleid auch das Leid von kranken Menschen berücksichtigt.

Dr. Dr. Karin Blumer, Tierärztin und Philosophin, Co-Chair Ethics Advisory Board des Human Brain Project

«Tierversuche stellen uns vor sehr konkretes, praktisches Dilemma: Ich möchte dem Tier keinen Schaden zufügen, ich möchte aber auch den Patienten helfen. Doch wir können nicht beide Pflichten gleichermassen berücksichtigen; wir müssen eine der Handlungen wählen.»

Prof. Dr. Markus Wild, Professor für Theoretische Philosophie an der Universität Basel, Mitglied der Eidgenössische Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich

«Wenn es um den Nutzen von Tierversuche geht, soll man sich nicht nur auf prospektive Versprechungen einlassen. Wir brauchen systematische retrospektive Bewertungen – nicht nur Beispiele.»

Auch bei dieser Veranstaltung haben wir das Publikum zu einer thematisch passenden Schlüsselfrage abstimmen lassen. Die knapp 80 Anwesenden gaben jeweils vor und nach den Vorträgen und der Diskussion ihre Position zur folgenden Frage ab:

«Dürfen wir an Tieren forschen?»

Insgesamt 70 Personen haben ihre Stimme abgegeben. Zu Beginn der Veranstaltung waren 33% der Stimmenden der Meinung, dass die Forschung an Tieren zulässig wäre, während sich 40% dagegen aussprachen und 27% unentschlossen waren.

Nach den beiden Inputreferaten bejahten noch 29% die Abstimmungsfrage, 22% waren unentschlossen und 49% erachteten die Forschung an Tieren als unzulässig.

Erwähnenswert ist hierbei, dass sich beide Referenten für ein Nein zur Abstimmungsfrage in dieser allgemeinen Form ausgesprochen hatten. Sowohl Karin Blumer als auch Markus Wild betonten, dass sie Tierversuche nur unter bestimmten Voraussetzungen für zulässig erachten.

Die beiden Referenten durften deshalb am Ende der Veranstaltung noch fünf detaillierte Fragen zum Thema Tierversuche beantworten (im Video ab 1:24:33).

Diese Podiumsdiskussion war Ausgangspunkt einer mehrteiligen Veranstaltungsserie zum Thema «Biologische und biomedizinische Grenzfragen des Lebens», welche im Frühjahrs- und Herbstsemester 2016 an der Universität Basel stattfindet.

Die Eventreihe wird organisiert in Zusammenarbeit mit dem Verein Forschung für Leben und dem PhD Club des Departments Biomedizin der Universität Basel.

Mitwirkende

Herzlichen Dank an alle Mitglieder, die zur Vorbereitung, Werbung und erfolgreichen Durchführung des Events beigetragen haben.


Gesamtleitung

Servan Grüninger (reatch)

Barbara Szcerzba (DBM PhD Club)

Astrid Kugler (Forschung für Leben)

Moderation

Servan Grüninger (reatch)

Apéro & Saalvorbereitung

Astrid Kugler (Leitung, Forschung für Leben)

Ramona Mentha (Forschung für Leben)

Sara von Salis (reatch)

Werbung & Medien

Joel Lüthi (Leitung, Reatch)

Barbara Szcerzba (Leitung, DBM PhD Club)

Johannes Wilbertz (reatch)

Benjamin Titze (reatch)

Vincent Prêtre (DBM PhD Club)

Katharina Leonards (DBM PhD Club)

Fotografie

Sara von Salis (reatch)


Film

Joel Lüthi

Herzlichen Dank auch an Nora Gamper für die Veranstaltungsillustration.